Artikel vom 29.03.2011 © Esslinger Zeitung
ESSLINGEN: Mitarbeiter der Stadtwerke verwandeln Überstunden und Urlaubstage in bare Münze.
Erfreute Gesichter bei der Spendenübergabe zeigen von links Wolfram Schettler, kaufmännischer Geschäftsführer der SWE, Willi Drechsler und Ursel Röckle vom Verein Sierra Leone Baden-Württemberg, die Betriebsräte Birgit Adler und Dieter Fingerle sowie der technische SWE-Geschäftsführer Wolfgang Lotz.
(pwo) – Zum Weltwassertag im März hatte die Belegschaft der Stadtwerke Esslingen (SWE) 7000 Euro für den Verein Sierra Leone Baden-Württemberg gespendet. Als dessen Vertreter nahmen jetzt Honorarkonsul Willi Drechsler und Ursel Röckle auf der SWE-Aktionsfläche im Einkaufszentrum „Das ES“ den Scheck entgegen. Er soll den Bau eines Brunnens in der Ortschaft Worreh Yeama im Distrikt Bombali finanzieren.
Insgesamt haben die Mitarbeiter der SWE 21 000 Euro für wohltätige Zwecke angespart. Das übrige Geld kommt dem Kinderhospiz in Stuttgart und der Esslinger Kinderklinik zugute.
„Die Aktion findet in jedem Jahr statt“, erklärt Betriebsrat Dieter Fingerle. Seit rund zehn Jahren werden Überstunden, Urlaubstage und Bereitschaftsdienste vom Zeitguthaben auf diese Weise in bare Münze verwandelt und dienen so dem guten Zweck. „Etwa 150 000 Euro sind dabei schon zusammen gekommen“, sagt der technische Geschäftsführer Wolfgang Lotz stolz.
Als Investition in sauberes Wasser ist der Betrag in Sierra Leone gut angelegt. Seit Ende des Bürgerkriegs im Jahr 2002 war die Schule in Worreh Yeama zerstört. Mithilfe des Vereins wird sie jetzt wieder aufgebaut. Der Brunnen, der ganz in ihrer Nähe entstehen wird, soll einerseits rund 4000 Menschen aus der näheren und weiteren Umgebung mit sauberem Trinkwasser versorgen. Andererseits soll er die Mädchen schulisch bei der Stange halten.
„Ihre traditionelle Aufgabe ist es, Wasser zu holen“, erzählt Ursel Röckle. Dafür müssten sie oft einen vier bis fünf Kilometer langen Fußmarsch zurücklegen. Der Schulbesuch bleibe auf der Strecke. „Mit dem Brunnen aber haben wir die Mädchen schon vor Ort“, meint Röckle.Rund eine Milliarde Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Wasser. Auch viele Einwohner Worreh Yeamas schleppen das Wasser aus Flüssen und Bächen nach Hause, die gleichermaßen als Viehtränke und Abfallplatz dienen.
Für den Brunnen, der ihnen Zugang zu sauberem Grundwasser verschafft, muss zehn bis zwölf Meter tief gebohrt werden. Sein Bau passt genau ins Konzept des Vereins.
„Wir bauen unsere humanitäre Hilfe auf drei Säulen auf“, sagt Honorarkonsul Willi Drechsler. „Das sind die Landwirtschaft und Ernährung, die Gesundheit und die Bildung.“